"Gebt ihnen kein Geld! Sie sind Diebe!" Unruhen in Haiti


Nur Stunden nach den heftigen Erd- und Nachbeben in Haiti, die bisher offenbar mehr als 140.000 Menschenleben forderten, hatten die 'großen' Staaten schon die erste Hilfe zugesagt. Jedoch sind die vollmundig angekündigten Hilfskräfte erst rund 48 Stunden später gestartet. Nach zwei Tagen ohne Wasser und hilflos unter Trümmern eingeschlossen, vielleicht verletzt, wurde die Zeit bereits knapp und die Überlebenschancen sanken weiter und weiter. Das Jahrhundertbeben, wie man es schon früh bezeichnete, "ist eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes", so der Sprecher der entsendeten Truppen nach ihrer Ankunft. Und nach Aussage des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind fast drei Millionen Menschen von Hilfe abhängig.

Katastrophenschutzteams mit Suchhunden und schwer bewaffnete Soldaten sind auf Haiti im Einsatz. Die öffentliche Ordnung soll schließlich auch gewahrt werden können, "falls es zu Unruhen kommt"! Scheinbar wurde das in die Überlegungen schon früh mit einbezogen, aber das Verteilen von Nahrungsmitteln und Wasser? Die wenigen Hilfsgüter werden via Flugzeug abgeworfen und so breit gefächert, dass sich die Leidenden und Hilfesuchenden mit aller Gewalt darum streiten müssen.

Keine Decken oder Wasser, "spenden Sie nur Bares"

George W. Bush und der Sonderbeauftragte für den Inselstaat, Bill Clinton, sind derweil auf Spendentour und sammeln nach eigenen Angaben "nur Bares". Demnach wolle man dafür sorgen, "dass das Geld sinnvoll eingesetzt wird”. Doch wie sicher können wir uns dessen sein? Gab es nicht schon die eine oder andere Spendenaffäre, den einen oder anderen Korruptionsskandal in der Politik? Oder glauben die Menschen jetzt wieder mehr an das Saubermann-Image der Politiker?

Die Haitianer starteten ihrerseits auch einen Aufruf: "Gebt denen kein Geld. Das sind Diebe!", ruft ein Mann in die Kamera, ein zweiter "Gebt ihnen kein Geld." und ein weiterer "Helft den Menschen". Der Chef der Internetplattform CharteWatch.de, Stefan Loipfinger, gibt in der Onlineausgabe des Focus ein paar Tipps zum "richtigen Spenden" Der ärmste Staat des gesamten amerikanischen Kontinents will kein Geld, sie rufen nach Hilfe und brauchen diese dringend. “Es gibt keine Krankenhäuser, keinen Strom, keine Lebensmittel, kein Wasser, nichts!”, so die Klagen der Haitianer.

Wo waren eigentlich die auf Haiti stationierten Truppen ?

Nach einem Bericht von tagesschau.de gab es in dem Inselstaat 9000 stationierte UN-Blauhelme und -Polizisten sowie 2000 zivile Helfer, die kaum reagieren konnten, weil ihr Hauptquartier zur Hälfte zerstört sei und ein großer Teil offenbar als vermisst gilt. Ihre eigentliche Aufgabe war dabei zu helfen, ein funktionierendes Gemeinwesen wieder aufzubauen, nachdem im Jahr 2008 vier Hurrikanes über die Insel Hinspaniola hinweg fegten und fast alles zerstörten. Die Anzahl wurde nach den Beben um 'nur' 2000 weitere Blauhelm-Soldaten aufgestockt.

Am 7. Februar finden in Haiti Wahlen des Staatsoberhauptes statt, aber es ist fraglich, ob diese unter den aktuell chaotischen Umständen, die sicher noch einige Zeit anhalten, überhaupt abgehalten werden können. Es scheint so, als wäre jetzt durch schnelle und zielgerichtete Aufbauhilfe die Möglichkeit gegeben für einen Wahlkampf ohne Gleichen, doch wird stattdessen der Notstand ausgerufen. Sicherlich ist das nicht ganz falsch, zu bedenken gebe ich allerdings, dass die Notstandsgesetze nicht ausschließlich dem Wohle der Bevölkerung dienen, auch wenn sie schnelleres und unbürokratischeres Handeln ermöglichen.

Die USA fühlen sich dem Inselstaat eng verbunden

Nachdem die Kolonialherrschaft der Franzosen endete und Amerika die Ordnungsmacht wurde, drängte man im Jahr 1986 den damaligen Diktator "Baby Doc" Duvalier ins Exil und griff in den folgenden Jahren immer häufiger in den holprigen Weg zur Demokratie ein. 2004, bei der sogenannten Haiti-Revolution, stellten sich die USA gegen den vorher gestützten Präsidenten und "kidnappten" ihn mittels Marine und brachten ihn außer Landes. Ein Vorgehen, dass an Venezuela erinnert.

Fünf Tage nach den Beben: "Wo bleibt die Hilfe?"

Die Rede ist von einem logistischen Albtraum! Die amerikanischen Militärs haben den Flughafen übernommen und legen ihr Hauptaugenmerk natürlich auf eigene militärische Interessen, während die UN auf das Vorrecht für humanitäre Einrichtungen erwirken will. Auch Experten argwöhnen, dass die Genehmigungen für andere Länder eher schmächtig ausfallen dürften. Nach Silvestre Castro, dem Leiter des freiwilligen Logistik-Teams der DHL in Amerika, landen rund 45 Maschinen täglich, fast alle seien Militärflugzeuge und bisher habe er nur maximal acht humanitäre Flugzeuge pro Tag gezählt. Auch "Lebensmittel, zum Beispiel Reis oder Milch, habe ich noch nicht ankommen gesehen."

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