Die Prognosen sind düster - die Zahlen sind schwarz

Mein Börsen-Ticker - Sieht man nur den Auftragszuwachs von 14,8 % in Irland - möglicherweise um die Iren vom Wirkungsgrad der Konjunkturpakete, gar der EU zu überzeugen? - oder 4,6 Prozent in Deutschland vom ersten zum zweiten Quartalsende, könnte man der angepriesenen Pflanze Vertrauen schenken. Sieht man hingegen den Hamburger Hafen und seine Umgebung bekommt man ein ganz anderes Gefühl.

Oft sieht man am Schiffsverkehr, ob die Wirtschaft boomt oder ´das Land in der Krise steckt. Keinen der Hafenarbeiter, Zöllner oder Anwohner lässt der Anblick dieser endlosen Kette an leeren LKWs oder die vor Anker liegenden Schiffe kalt. Doch nicht nur hier. Der gesamte Transportsektor kämpft mit Leer-Fahrten und Flügen, langen Liege- und Warte-Zeiten und weniger Fracht pro Tour. Wohin die Fahrt geht, erkennt man auch an Meldungen über die MAN, deren Auftragseingänge fast um die Hälfte und das operative Ergebnis um 73% einbrachen. Eine Trendwende sei auch nicht in Sicht, äußerte sich Vorstandsvorsitzender Håkan Samuelsson. Auf dem Kerngeschäft mit Nutzfahrzeugen lasstet die Wirtschaftskrise schwer an.

Auch das Baugewerbe muss sich mit sinkenden Zahlen plagen. Die Anzahl der Beschäftigten geht zurück. Das Auftragsminus stieg um 21,1 Prozent im Gegensatz zum Vorjahr. Der Gesamtumsatz sinkt um fünf Prozent. Der Tiefbau - und damit die Straßen, Plätze und neue Abwasserleitungen - gilt als Gewinner der Branche bei einem Umsatzplus von 8%. Regional für Berlin bedeutet das 27,3 Prozent minus, für Brandenburg zwar 1,7 % plus und aber rund 500 Beschäftigte weniger. Der Maschinenbau kommt nicht zur Ruhe und verbucht seit einem Jahr kontinuierliche Rückgänge. Siemens rettet sich aktuell durch alte Bestellungen. GEA bekam einen Auftrag aus China über 15 Millionen Euro - wobei die Sparte für Pharmatechnik sieben Gefriertrocknungssysteme und fünf Systeme zur automatischer Be- und Entladung (ALUS) an Zheiiang Hisun Pharmaceutical liefern werde - und trotzdem schlug ein Minus von 19 % zu Buche.

Der Dax kletterte endlich wieder auf über 5500 Punkte und erreichte ein neues Jahreshoch, das von guten 3,1 Prozent Zuwachs im europäischen Industriesektor herrührt. Es herrschte leichter Optimismus, auch wenn sich der Auftragseinbruch in der Euro-Zone insgesamt auf 25 Prozent beläuft. Außerdem stehe bereits die Verabschiedung von VW aus dem Dax bevor. Nachdem der Einstieg des Emirats Katar bei Porsche verkündet wurde und die VW-Aktie vorher schon um 40% gesunken war, holten kluge Anleger den Taschenrechner raus.


Bei Bund und Ländern scheint es hingegen, als ob man sich durch Konsumausgaben und Frühlingsbelebung aus der Rezession befreien würde. Doch das Defizit erhöht sich trotzdem auf 17,3 Milliarden und bringt den Vertrag von Maastricht jetzt schon in Wanken. Man hätte bereits fast 1,5 % im ersten Halbjahr erreicht, vermeldete das Statistische Bundesamt. Das Bruttoinlandsprodukt stiegt leicht um 0,3 Prozent. Allerdings gab es 2007 und 2008 Finanzierungsüberschüsse von 0,2 % in der Maastricht-Quote - und damit fast gleich auf mit dem BIP.

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